# WAS WÜRDEST DU MIT DIR NEHMEN?
  Entwurzelung / Borders

[Fotografien, Aquarell auf Papier / 2016]

Die Arbeiten – mediale Arrangements von Aquarellen, Zeichnungen und Fotografien – sind keine Einzelstücke, sondern Teile eines Ensembles, das auf unterschiedliche Arten des Erinnerns und zugleich auf unterschiedliche Schichten und Verstrickungen historischer Migration verweist: Einerseits geht es um die Entwurzelung griechischer Minderheiten während der sogenannten »Kleinasiatischen Katastrophe« 1922, um die Deportation von Juden aus Thessaloniki 1943 und um Flüchtende, die heute in Griechenland Schutz suchen. Andererseits geht es um das öffentliche Gedächtnis kartierter Geschichte, um das private Gedenken von Familien- und Fotoalben und um das künstlerische Erinnern selbst, in Ausstellungen und Galerien.  

„Das Gedächtnis bezieht weder die totale Raumerscheinung noch den totalen zeitlichen Verlauf eines Tatbestandes ein. Im Vergleich mit der Photographie sind seine Aufzeichnungen lückenhaft. Dass die Großmutter einmal in eine böse Geschichte verwickelt war, die man immer wieder erzählt, weil man nicht gern von ihr spricht, will vom Standpunkt des Photographen nicht viel heißen. Er kennt die ersten Fältchen auf ihrem Gesicht, er hat jedes Datum notiert. Das Gedächtnis achtet der Daten nicht, es überspringt die Jahre oder dehnt den zeitlichen Abstand. Die Auslese der von ihm vereinten Züge muss dem Photographen willkürlich dünken.“

# Siegfried Kracauer: DIE PHOTOGRAPHIE